Interview mit Micha Greif vom DHV

Herzlich Willkommen auf Hanf Produkt. Du erfährst hier alles wichtige rund ums Hanf. Zunächst möchte ich Dir dieses sehr interessante Interview ans Herz legen. Ich habe mich mit Micha Greif getroffen, um mehr über sein Engagement für die Cannabislegalisierung zu erfahren. Micha ist derzeit Sprecher des Deutschen Hanfverbands (DHV) in München. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen.

Andreas: Kleine Aufwärmrunde – Micha, wie bist du zu dem Thema gekommen?

Hallo Andreas, vielen Dank für Deine Einladung. Ich bin in einer konservativ geprägten, ländlichen Gegend in Rheinland-Pfalz aufgewachsen und wurde 1999 mit ca. 16 Jahren von einem Freund angesprochen, ob ich denn auch für die Legalisierung von Cannabis sei. Mit dem Einlesen ins Thema wandelte sich meine Meinung und ich wurde überzeugter Legalisierungsbefürworter.

Der Deutsche Hanfverband (DHV) fiel mir auf, da dort über Jahre hinweg seriös an diesem in der Vergangenheit sehr umstrittenen Thema gearbeitet hat, sodass ich 2010 Mitglied im DHV wurde. 2010 habe ich mein Studium der Politik und Soziologie in Münster begonnen. Gemeinsam mit zwei Mitstreitern habe ich dort 2014 einen Modellprojektantrag gestellt und in der Folge den Hanffreunde Münster e. V. gegründet und bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Ende 2014 bin ich für mein Masterstudium nach München gekommen und habe hier eine weitere Gruppe gegründet. Gut 2,5 Jahre – solange wie in Münster unser Modellprojektvorhaben Thema war – war ich somit Sprecher von zwei Gruppen gleichzeitig. In dieser Zeit und seither haben wir ehrenamtlich sehr viel auf die Beine gestellt und bewegt.

Die Hanfpflanze

Andreas: Erzähle uns mehr über Deine Tätigkeit beim Deutschen Hanfverband!

Ich bin Co-Gründer, Vorstand und Sprecher der Münchener Gruppe. Als solcher bin ich die Schnittstelle zum DHV in Berlin sowie erster Ansprechpartner für Medien und Interessierte hier vor Ort. Meine Aufgaben bestehen in der Organisation und Koordination der Gruppe, Vor- und Nachbereitung sowie die Redeleitung bei unseren ordentlichen Sitzungen, Mitarbeit bei Messeauftritten, Teilnahme an Podiumsdiskussionen, Redner auf Demonstrationen, Pressearbeit, das Schreiben von Artikeln und Berichten, das Social Media Management sowie die Bearbeitung von Anfragen per Email und Telefon. Aufgrund meiner Tätigkeit nehme ich auch selber an einigen Veranstaltungen teil, beispielsweise im August auf der International Cannabis Business Conference in Frankfurt oder der Cannabis Normal! Konferenz in Berlin. Außerdem wirke ich in einigen unserer AG´s mit.

Der Ortsgruppe München hat über 50 Mitglieder, die sich in regelmäßigen Abständen zum gemütlichen Stammtisch oder ordentlichen Sitzungen treffen. Bei den Treffen sind wir mittlerweile meistens 15-20 Leute. Im April 2018 haben wir einen Antrag für ein medizinisches Cannabis-Modellprojekt bei der Stadt München eingereicht. Einen ausführlichen Bericht findet ihr unter https://hanfverband.de/nachrichten/pressemitteilungen/medizinisches-cannabis-modellprojekt-in-muenchen-beantragt-onlinepetition-gestartet.

Auszeichnung Hanf-Adler

Die Übergabe der Unterschriftensammlung an Oberbürgermeister Reiter (SPD)

Zu unseren monatlichen Treffen ist jeder Herzlich Willkommen und wir freuen uns über jedes neue Gesicht.

Andreas: Aha, das hört sich spannend an. Du wurdest im November mit dem „Hanf-Adler“ geehrt. Was genau ist das und wofür hast du ihn bekommen?

Der Hanf-Adler ist die Auszeichnung des Deutschen Hanfverbands für besondere Leistungen. Dieser wird seit 2017 auf der Cannabis Normal! Konferenz (CaNoKo) verliehen. 2018 wurde er in den 3 Kategorien Politik, Wissenschaft und Aktivismus vergeben. 

Hanf

Micha Greif mit Hanf-Adler und weitere Aktive des DHV Münchenbei der Berliner Cannabis Normal! Konferenz 2018

Ich habe den Hanf-Adler in der Kategorie Aktivismus erhalten. Mein langjähriges ehrenamtliches Engagement hierzu ist seit dem Modellprojektantrag 2014 sehr arbeits- und zeitintensiv. Ich habe zwei Gruppen mitbegründet, war über 2 ½ Jahre in beiden Gruppen gleichzeitig als Sprecher in der Verantwortung und habe beiderorts viel geleistet und erreicht. Wöchentlich investiere ich hierfür im Schnitt mehr als 15 Stunden. Im Gegenzug konnte ich weniger Zeit für Job, Studium & ehrenamtsfreie Freizeit/Erholung verwenden konnte, weshalb ich hierfür auch entsprechend ein geringeres Einkommen und ein längeres Studium in Kauf genommen habe. Für mich ist halt klar: Wenn ich mir ein Ziel setze, dann mach ich auch alles, um es zu erreichen.

Andreas: Bitte erzähle mir doch etwas mehr über den DHV!

Der Deutschen Hanfverband leistet seit 2002 seriöse Lobbyarbeit für die Legalisierung von Cannabis als Genußmittel und Medizin sowie für Nutzhanf. Geschäftsführer ist der ehemalige Finanzbeamte Georg Wurth, der Hauptsitz ist in Berlin. Die Mitgliederzahl setzt sich aus ca. 3000 Privatpersonen und über einhundert Firmen aus der Hanfbranche zusammen. Der DHV finanziert sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Durch den Gewinn in der TV Show „Die Millionärswahl“ hat der DHV per Publikumsabstimmung 1 Millionen Euro erhalten, von denen er u. A. 3 Kinospots finanzieren konnte, die millionenfach gesehen wurden und weiterhin auf Youtube zu finden sind: https://www.youtube.com/watch?v=29Dzx9BJoQ8

Andreas: Ihr habt bei der Stadt München ein Modellprojekt eingereicht. Um was genau geht es dabei und was sind Eure Ziele.

Bundesweit bestehen Lieferengpässe für die Patienten, denen Cannabis auf Rezept verschrieben wurden. Es gibt hierzulande 32 zugelassene Medizinalhanfsorten, in den Apotheken sind allerdings nur rund 3-6 Hanfsorten verfügbar, somit kann der Bedarf bei weitem nicht gedeckt werden. Das zieht sich aber durch das komplette Land hindurch fort. Ob nun in München Medizinalhanf überhaupt angebaut werden darf entscheidet schlussendlich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Besonders schmerzhaft für die Patienten ist, dass die Politik die Lieferengpässe einfach leugnete.

Aktuell sind wir vollständig von den Importen aus Kanada und den Niederlanden abhängig, und die wollen nunmal zuerst die steigende Nachfrage im eigenen Land abdecken. Allerdings hat der UN-Suchtstoffkontrollrat (INCB) die Möglichkeit, aufgrund der Legalisierung von Cannabis als Genußmittel Sanktionen gegen Kanada vorzuschlagen. Wir haben da bereits mehrfach nachgefragt, wie genau die Lage aktuell ist. Die Bundesregierung hat mittlerweile Stellung genommen, dass sie weiter aus Kanada importieren möchte. Wie der Stand der Beratungen beim INCB hierzu ist, sei ihr allerdings nicht bekannt.

Andreas: Sprechen wir über die Probleme, die Du für die Legalisierung von Cannabis siehst?

Das Verbot erfüllt seinen Zweck, den Handel von Cannabis in Deutschland zu unterbinden, gar nicht. Zumal das Verbot seinen eigentlichen Zweck, den Handel von Cannabis in Deutschland zu unterbinden, gar nicht erfüllt. Trotzdem gibt unser Staat Milliarden dafür aus, um Mitbürger zu bestrafen, die niemandem was zu Leide getan haben. Besonders interessant ist der Vergleich zwischen Cannabis und Hopfen. Beide sind Hanfgewächse, also biologisch nahe Verwandte. Es ist rational nicht erklärbar, warum man das eine in Massen besitzen und konsumieren darf, während beim Anderen schon der Besitz kleiner Mengen zu erheblichen Konsequenzen führen kann.

Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung Hanf-Adler

Industrieller Hanfanbau

Bei der Legalisierung kann der Staat den Handel kontrollieren. Ein Riesenvorteil dabei ist, dass somit die größte Gesundheitsgefahr, die der Streckmittel, durch Qualitätskontrollen vermieden wird. Außerdem profitiert der Staat von mehr Steuereinnahmen die in etwa auf 2,7 Milliarden pro Jahr geschätzt werden können. Es entsteht im Prinzip auch eine ganz neue Industrie, die auch eine Menge neuer Arbeitsplätze bringt. Auch der Jugendschutz spielt eine gewichtige Rolle und kann endlich gezielt kontrolliert werden. Durch die Trennung der Drogenmärkte wird der Schwarzmarkt zudem erheblich geschwächt.

Die Gegner der Legalisierung von Cannabis befürchten, dass das die Legalisierung „das falsche Signal“ sei. Dabei ist die jetzige Gesetzeslage das viel schlechtere Signal, denn es gibt zurzeit hochgefährliche Rauschmittel, die völlig legal sind und vergleichsweise milde / eher sichere Rauschmittel, die illegal sind. Dieser Quatsch muss beendet werden.

Andreas: Du hast ein Interview mit Herrn Söder geführt. Kannst Du uns zusammenfassen, über welche Themen ihr diskutiert habt?

Ich habe im Rahmen einer Bürgersprechstunde ein Einzelgespräch mit Herrn Söder führen können. Diese Sprechstunden finden ca. 1 bis 2 x pro Jahr statt. Das Gespräch dauerte ca. ca. 5 bis 7 Minuten. Ich habe mich bei Herrn Söder für das das Münchner Cannabis-Modellprojekt sowie für mehr Ärzteschulungen zu Cannabis als Medizin ausgesprochen. Herr Söder sagte mir zu, dass er sich für Ärzteschulungen zu Cannabis einsetzen möchte.

Andreas: Was machst Du, wenn Du nicht in Dein Spezialgebiet vertieft bist? Welche Themen innerhalb, aber auch außerhalb im Kampf für die Legalisierung von Hanf interessieren Dich?

Ich bin vielseitig interessiert, insbesondere für das soziale und politische Geschehen und das nicht nur in Deutschland. Das schlägt den Bogen zu meiner Reiseleidenschaft. Als Hobbyjurist arbeite ich mich auch gerne mal in konkrete Fälle aus meinem Umfeld ein und helfe auch gerne mal dem Recht dabei, zu seiner Geltung zu kommen. Wichtig sind für mich auch Medien, Musik und Sport. Außerdem treibe ich in meiner Freizeit gerne Sport.

Andreas: Gibt es noch eine interessante Geschichte oder eine Anekdote aus Deiner Tätigkeit im DHV die Du gerne mit uns teilen würden?

Ja, sicher. Spontan fallen mir da zwei ein:

1. Während des Oktoberfestes kam ein circa 17 jähriger mit schulterlangen Dreadlocks zu unserem Infostand auf der Theresienhöhe und beschwerte sich, dass er ständig von der Polizei kontrolliert werde. Nachdem er unseren Stand verlassen hatte, wurde er in dem kleinen Park in der Nähe prompt wieder kontrolliert.

2. Ein Patient, der an der Isar seine Hanfmedizin konsumierte, wurde von hinten von der Polizei    überraschend der Joint abgenommen. Erst danach sprach man ihn an, woraufhin der Patient sein Rezept vorzeigte. Doch der Polizist unterstellte, dass das Rezept gefälscht sei und beleidigte ihn als Junkie. Ich half dem Patienten bei der Dienstaufsichtsbeschwerde, die dazu führte, dass die Polizei Schadensersatz für den Joint zahlen musste. Das waren zwar nur 6,60 €, doch die Meldung „Polizei bezahlt Joint“ machte bundesweit die Runde und zeigte anschaulich den unangemessenen Umgang der Polizei mit diesem Thema, den viele Patienten in Bayern erlebt haben.

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